Das für die Ziegelherstellung verwendete Material ist Löss. Dabei handelt es sich um einen feinen Mineralstaub, der vor etwa 30.000 Jahren aus dem Oberrheintal hierher geweht wurde und sich im Laufe der Zeit durch Verwitterung zu Lösslehm umwandelte. Über die Jahrhunderte fand dieses Material vielseitige Verwendung.
Bereits in der Jungsteinzeit nutzten die Menschen den Lösslehm zum Verputzen der Flechtwände ihrer Häuser – ein Verfahren, das bis ins 19. Jahrhundert in der Fachwerkbauweise gebräuchlich blieb.
Um etwa 100 n. Chr. waren die Römer die Ersten, die auf dem Hallschlag den Lösslehm in einfachen Brennöfen zu Ziegeln und Backsteinen brannten. Später stellten sie daraus auch Geschirr und verschiedene Vorratsgefäße her.
Die Herbsche Ziegelei“ mit der „Restauration zum Herbst“. Rechts ist der Kamin der Ziegelei, links die Restauration zu sehen. Aufnahme um 1893
Archäologen bei der Ausgrabung im Jahr 2009 im Sparrhämlingsweg. Foto: Walter Joachim
Im Bereich des Sparrhärmlingwegs entdeckten Archäologen im Jahr 2009 zahlreiche römische Brennöfen. Die hohe Zahl von rund 13 Öfen deutet darauf hin, dass die hier gefertigten Produkte von außergewöhnlicher Qualität waren und weit über den Eigenbedarf hinaus hergestellt wurden. Handwerkliches Können und das hochwertige Ausgangsmaterial – der Lösslehm – waren vermutlich die Gründe dafür, dass die Erzeugnisse sogar exportiert werden konnten.
In der Zeit nach den Römern erfahren wir wenig über Ziegeleien bzw. die Nutzung des Lösslehms hier in der Region. Im 19.Jahrhundert werden auf der Gemarkung Münster immer wieder kleinere Ziegeleien gegründet aber ohne nachhaltigen, wirtschaftlichen Erfolg.
Eine dieser kleinen Ziegeleien war die Ziegelei Herbst .
Am Wolfersberg begann 1873 eine neue Ära des Ziegelhandwerks: Friedrich Andreas Herbst erwarb hier ein Grundstück – an der Stelle, an der sich heute das Weingut Jägerhof befindet – und nahm schon bald die Ziegelproduktion auf. Den dafür nötigen Lösslehm gewann man direkt vor Ort. In guten Jahren verließen über 100.000 Ziegel die kleine Ziegelei – ein eindrucksvolles Zeugnis für den Fleiß und die Handwerkskunst jener Zeit.
Damals war die Ziegelei Höfer – später bekannt als Süddeutsche Ziegelwerke Stuttgart – ein mächtiger Konkurrent. Das Werk lag zwischen der heutigen Löwentorstraße und der Bottroper Straße und verfügte über einen eigenen Gleisanschluss zum Bahnhof Münster.
Durch die unmittelbare Nähe und die deutlich bessere Verkehrsanbindung war ein wirtschaftlicher Betrieb der Herbst’schen Ziegelei kaum möglich. Nach dem Tod des Gründers wurde die Ziegelproduktion im Jahr 1902 eingestellt.
Das Bild zeigt die ehemalige Lehmgube der Ziegelei Herbst. Die Aufnahme wurde vermutlich zwischen den Jahren 1915 und 1925,also lange nach Einstellung des Ziegeleibetriebes aufgenommen. Die dargestellte Abbauwand liegt im Westen des Grundstückes und verläuft somit parallel zur heutigen Straße.
Foto: Kieferle
Schon bei der Gründung der Herbst´schen Ziegelei hatte man im Wohnhaus eine kleine Wirtschaft eingerichtet. Die „Restauration zum Herbst“ erfreute sich bald großer Beliebtheit – und lebt bis heute fort: Nach mehreren Eigentümer- und Namenswechseln wird sie nun als Weingut Peter Mayer mit Weinstube Jägerhof erfolgreich weitergeführt.
Luftbild der Ziegelei Höfer. Bis ca. 1940 wurden hier Ziegel produziert. Im Bild oben in der Mitte sind die noch heute stehenden Gebäude der Zuckerfabrik zu erkennen. Am linken Bildrand, etwas oberhalb der Mitte ist der Durchlass unter der Bahnlinie zu erkennen. Der Durchlass ist heute in veränderter größe an der selben Stelle.